Ehe- und Lebensberatung
Im folgenden Artikel wird beschrieben, welche Definitionen und Themenbereiche einer „Eheberatung“ (Die „Eheberatung“ ist ein Teilbereich der „Lebensberatung“) zuzuordnen sind, wie sich der Begriff der „Eheberatung“ von jenem der „Lebensberatung“ abgrenzt und welche persönliche Erfahrungen sich anhand der „Ehe- und der Lebensberatung“ zeigen.
Das Feld der Eheberatung:
Einleitend soll verdeutlicht werden, dass die meisten Menschen sich in der heutigen Zeit entscheiden, eine Ehe einzugehen, um ihre Verbundenheit füreinander – sowohl sich selbst als auch dem Umfeld gegenüber – symbolisch ausdrücken zu können. Es geht dabei in den Köpfen der Paare sehr stark um den Familiensinn, der dadurch möglicherweise gestärkt werden kann. Es geht aber letztlich auch darum, „ja“ für einen möglichst langen Zeitraum zueinander zu sagen. Doch jedes unverheiratete, wie auch jedes verheiratete Paar ist sich in größerem oder kleinerem Maße bewusst, dass ein gemeinsames Leben konsequente Arbeit erfordert: eine funktionierende Ehe verlangt, wie eine Beziehung auch, eine achtsame Kommunikation, Kompromisse, sowie ausreichend Handlungsbereitschaft und reflexives Denken von jede/m einzelne/n ab. Eine Ehe fortwährend lebendig und spannend aufrecht erhalten zu können, bedeutet, jeden Tag Zeit, Kraft und Motivation zu investieren. – Wie die Kindererziehung, in welcher eine lange Zeitspanne über konsequente und liebevolle Zuwendung zu erbringen ist, so ist auch eine Beziehung bzw. eine Ehe ein langer Prozess voller Entwicklungsmöglichkeiten.
Das stabile Beziehungsgefüge einer funktionierenden Ehe kann dabei unterstützen, viele eigene Ressourcen zu mobilisieren, denn es wird das Gefühl von Sicherheit, Zusammengehörigkeit und Stabilität verstärkt. – Das Empfinden, von jemanden geliebt und angenommen zu werden, bestärkt viele Menschen in ihrem Selbstbewusstsein und überhaupt bekommt das „Ich-Bewusstsein“, wenn die Beziehung eine qualitativ hochwertige ist, entsprechend Raum. Es ist möglich, über die Kommunikation und das Verhalten des/der anderen Partners/Partnerin zu lernen, sich selbst definieren und sein eigenes Handeln besser interpretieren zu können. Diese Möglichkeit ist einem beispielsweise als Single nicht in dem Ausaß gegeben.
Wenn jedoch – und das sehe ich persönlich als die Hauptursachen einer scheiternden Ehe an – Achtsamkeit und Respekt füreinander sowie mangelndes Interesse oder aber auch das Ausleben gemeinsamer Interessen und Wünsche fehlen, beginnen Paare, sich sprichwörtlich „auseinander zu leben“. Auf die potentiellen Gründe einer Trennung gehe ich speziell in meinem Artikel: „Ehe- und Familienberatung in Salzburg“ ein. In diesem Artikel sollen vielmehr die Schwerpunkte der Ehe- und der Lebensberatung im Vordergrund stehen:
Was ist Eheberatung?
Eheberatung ist eine Beratung in Fragen der Beziehung bzw. der Ehe, wobei diese Beratung nur stattfinden kann, wenn alle Beteiligten im Beratungssetting an ihren Schwierigkeiten arbeiten wollen. Es reicht nicht aus, wenn der/die eine Partner/Partnerin seinem Mann/ seiner Frau die ausschließliche Schuld für ein Scheitern der Beziehung in die Schuhe schiebt; es müssen beide Personen gewillt sein, einander zuzuhören und sich in die Sicht des/der jeweiligen andere/n hinein zu versetzen.
Die beratende Person kann als Bindeglied zwischen den beiden PartnerInnen fungieren und aus einer neutralen Sicht heraus agieren. Wichtig ist dabei, dass diese neutrale Sicht den ganzen Beratungsprozess über vorhanden bleibt und nicht für einen der beiden PartnerInnen mehr Partei ergriffen wird. Es soll eine Balance in der Kommunikation zwischen allen Beteiligten stattfinden.
Es herrschen bereits zum Zeitpunkt des Beginns einer Beratung Probleme vor, die mehr oder weniger festgefahren sein können: Es kommen Paare in eine Beratung, die vor haben, sich scheiden zu lassen, jedoch einen guten Weg finden möchten, wie sie dennoch miteinander umgehen können. Es finden aber auch – dies ist der häufigste Fall – Paare in die Praxis, die Schwierigkeiten haben, miteinander zu kommunizieren, sich jedoch noch sehr lieben und auch an einer gemeinsamen Lösung ihrer Differenzen festhalten.
Die beste und präventivste Lösung überhaupt ist vermutlich jene, dass Paare präventiv zur Beratung kommen, sobald sie merken, dass sich Veränderungen negativer Art in der Beziehung zeigen.
Im Zuge der Eheberatung findet in der Regel ein Erstgespräch statt, welches der Sammlung von Informationen dienen sollte und es wird darüber hinaus auch im Rahmen dieses Gespräches geklärt, ob eine weitere Zusammenarbeit zwischen den Paaren und dem/der Berater/ Beraterin aufgrund von Voraussetzungen wie Sympathie oder Vertrauen, gewährleistet werden kann. Es wird im Zuge des Erstgespräches schließlich auch der sogenannte „Arbeitsauftrag“ – das Ziel der Beratung – definiert. In der weiteren Folge gibt es Folgegespräche, die sich bei jedem Eheberater und bei jeder Eheberaterin anders gestalten. Im Rahmen der Lebensberatung handhabe ich in der Regel den Prozess so, dass ich prinzipiell gemeinsame Gespräche mit dem Paar führe, jedoch – bei Bedarf – einzelne Gespräche mit einem der beiden, oder sogar mit beiden PartnerInnen vereinbare, wenn die Themen der Einzelgespräche (Kindheit, etc.) für die Beziehung relevant sind, diese jedoch im Zuge der gemeinsamen Sitzung zu dritt nicht besprochen werden können. Sollten Einzelberatungen stattfinden, werden die Ergebnisse – mit der vorher erbetenen Erlaubnis der KlientInnen – im gemeinsamen Gespräch besprochen, sodass – systemisch gesehen – der Fokus stets am Gemeinsamen liegt, an dem festgehalten wird. Wichtig ist, dass der Berater/ die Beraterin immerfort neutral agieren kann und nicht aufgrund von möglichen, vorangegangenen Einzelgesprächen beginnt, zu werten. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass nie mehr Gewichtung auf einem/einer der beiden Partner/ Partnerin oder seinem/ ihrem Problem liegt sondern jegliche Information stets an alle drei – an der Beratung beteiligten – Personen geht. – Das kann immer nur im gemeinsamen Gespräch passieren.
Abgrenzung zur Lebensberatung:
Die „Eheberatung“ ist ein Teilbereich der „Lebensberatung“ und wirkt an sich schon sehr komplex. Die Lebensberatung selbst ist allerdings von dem Themenbereichen her noch umfassender (siehe Artikel: „Lebensberatung in Salzburg“). Innerhalb der Eheberatung werden ausschließlich Themen besprochen, welche die Beziehung und die Ehe angehen. Sollten zwischendurch Bereiche auftreten, die mit der Kindheit zu tun haben, dann ist das völlig passend und sogar auch voraussehbar (das Verhalten in unserer Beziehung hängt stets von unserer Erziehung ab), nur sollten jene Bereiche im Zuge der „Paarberatung“ schlussendlich in Verbindung zum beziehungstechnischen Problem gesehen werden. Der Fokus liegt – wie erwähnt – stets auf einem „Wir-Gefühl“. Jedoch ist kein gemeinsames Handeln ohne dem Bewusstsein, wer wir selbst als Einzelperson sind, möglich, denn oft sind es die verborgenen Dinge in einem selbst, welche eine Beziehung als Gesamtes scheitern lassen. Die Konsequenz daraus lässt sich folgendermaßen für die Beratung ableiten: es gilt, eine gut Balance zu finden, die Probleme jeder/s einzelnen Partners/ Partnerin zu klären und dennoch die Beziehung selbst als Ziel nicht zu vernachlässigen.
„Lebensberatung“ befasst sich beispielsweise auch mit Kindheitsthemen, wo es allerdings die Regel ist, dass man mit dem Klienten/ mit der Klientin öfter alleine an Themen wie diesen arbeitet. Paar- bzw. Eheberatung ist hauptsächlich wie der Name schon sagt – auf beiderlei Seiten einer Beziehung fokussiert, was ein ganz anderes Setting bietet. Familienberatung ist auch ein Teilbereich der Lebensberatung, in dem die ganze Familie integriert wird.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es immer darauf an kommt, welches Themengebiet behandelt werden sollte und ob es nur eine Person oder mehrere Personen betrifft. „Lebensberatung“ ist jedoch – im Gegensatz zur Paarberatung -für alle Konstellationen zugänglich, wenn es das Thema erlaubt, während bei der Paarberatung nicht ausschließlich in Form von Einzel- oder Großgruppengesprächen gearbeitet werden sollte.
Was ist Lebensberatung:
Auf den Begriff der „Lebensberatung“ gehe ich in meinem Artikel „Lebensberatung in Salzburg“ ein, da dies ein sehr umfassendes Thema ist. Ich möchte jedoch an dieser Stelle noch mögliche Themenbereiche der Eheberatung nennen:
Themenbereiche der Eheberatung:
– Stabilisierung und Training an der Kommunikation
– Klären der Probleme durch eine offene Aussprache
– Finanzielle Belastungen auf den Grund gehen
– Ressourcen umverteilen und Rollenbilder schärfen
– Achtsamkeit und Respekt (er)lernen
– berufliche und/oder private Veränderungen (Umsiedelung, Geburt eines Kindes, Krankheit,
etc.)
– ungewollte Schwangerschaft oder unerfüllter Kinderwunsch
– Eifersucht- und Kontrollverhalten in den Griff bekommen
– Vorangegangener Seitensprung
– Abstimmung der individuellen Beziehungsbedürfnisse, die sich verschoben haben
etc.
Persönlichen Erfahrungen der Ehe- und der Lebensberatung:
Was ich sehr stark in der Praxis erlebe, ist, dass Paare verlernen, liebevoll und wertschätzend miteinander umzugehen: die Kommunikation ist geprägt von Generalisierungen wie: „das macht er/sie immer“ oder „nichts macht er/sie richtig“. Was in den meisten Situationen hilfreich ist, ist, hinzusehen, ob der Partner/ die Partnerin wirklich „immer“ etwas macht, was der/m jeweiligen andere/n nicht gefällt, oder ob es auch Dinge gibt, die positiv sind, nur leider so selbstverständlich scheinen, dass sie gar nicht mehr erwähnt werden. Es ist genauso relevant, der/ dem andere/n zu sagen, wenn etwas positiv erlebt wird, wie anzumerken, wenn etwas störend ist. Es gibt auch solche Paare, bei denen ein Teil seine/ihre Meinung offen kund tut und der/die andere Konfrontationen scheut. Das ist natürlich auch keine Grundlage für eine Beziehung, da das Schweigen die Beziehung nicht weiter bringt – im Gegenteil – nur noch mehr hinuntergeschluckt und verdrängt wird. Es ist auch andererseits für den Partner/die Partnerin, der/die das Gespräch sucht, nicht befriedigend, wenn er/sie quasi gegen eine Mauer redet. Hierbei kann schnell aggressives Verhalten entstehen. Deshalb versuche ich in den Beratungen, eine gute, konstruktive Kommunikationsbasis zwischen den PartnerInnen herzustellen, um „das Verborgene an die Oberfläche zu bekommen“. Emotionen sind in jedem Fall meist im Spiel, was auch stets von Vorteil ist, denn wenn jemand noch Gefühlsregungen zeigt, so ist dies ein Zeichen, dass noch keine Resignation in Bezug auf die gemeinsame Beziehung stattgefunden hat. Bei einem resignierendem Verhalten gehen die die meisten Ehen auseinander und es gibt nichts mehr, was der/die eine der/dem andere/n zu sagen hat. In diesem Fall würde es darum gehen, zu schauen, wie mit dieser Situation gut umgegangen werden kann. Es zeigen sich somit die vielen Facetten einer partnerschaftlichen Beziehung, in der wohl der Aspekt des „Miteinander Redens“ der auf Dauer effektivste Weg zu sein scheint.