Sexualität und Beziehung
In diesem Artikel soll aufgezeigt werden, welchen Stellenwert eine funktionierende Sexualität für die Beziehung hat, wie man versuchen kann, miteinander Wege zu finden, Sexualität auch trotz seiner Verpflichtungen als Eltern leben zu können und nicht zuletzt, wie es gelingt, dass Frau und Mann sexuelle Erfüllung in einer Partnerschaft erhalten, die sie sich wünschen.
Der Stellenwert der Sexualität in der Partnerschaft:
Sexualität ist etwas, das verbindet und Nähe schafft: sie dient nicht nur der Fortpflanzung sondern sie fördert auch Wohlbefinden und Balance in der Partnerschaft. Zudem steht sie für die kreativen Anteile in uns, die wir anhand des Geschlechtsaktes oder auch lediglich anhand von Streicheln und Kuscheln stärken können und die uns inspirieren, neue Kraft und Leichtigkeit im Leben zu erhalten. Durch die Sexualität lernen wir vieles über uns selbst, was wir uns wünschen, wie wir gestrickt sind, wie viel Nähe und Distanz wir brauchen und auch bereit sind, zu geben und wir lernen darüber hinaus auch, mit dem Partner/ mit der Partnerin im Optimalfall darüber zu kommunizieren, was Lust und Wohlbefinden schafft und was man gerne mit ihm/ ihr teilen möchte.
Der Faktor des Miteinander-Redens ist ein sehr zentraler, da es mitunter sehr verletzend für eine/n Partner/in sein kann, wenn sein/ ihr Liebster sexuellen Kontakt – und damit meine ich stets eine Palette, reichend von einer Umarmung und Kuscheln bis hin zum Geschlechtsakt – mit ihm/ ihr meidet bzw. sich beispielsweise nach einem „Gute-Nacht-Kuss“ kommentarlos umdreht, obwohl er/sie doch genau merkt, dass sein Gegenüber noch gerne etwas Zweisamkeit und Sexualität leben möchte, oder egal zu welcher Tageszeit immer angibt, müde zu sein.
Es könnte der Eindruck entstehen, dass der/ die eher müde scheinende PartnerIn gar kein Interesse mehr an seinem/ ihrem Schatz hat, oder dass die Anziehungskraft ihm/ ihr gegenüber schwindet. Meist stellt sich aber im Zuge nachfolgender Konflikte und Diskussionen heraus, dass lediglich der Alltag so überfordernd sei kann, dass nur mehr der Wunsch besteht, einfach zu schlafen und sich auszurasten, jedoch darüber hinaus gleichzeitig der Druck wächst, dass er/ sie „einfach (schon wieder) will“ und eine Reaktion darauf in irgendeiner Form erwartet…. Es wird dann aber auch im besten Fall klargestellt, dass diese physische und psychische Überforderung nichts mit dem Partner/ der Partnerin zu tun hat. Dies wäre das optimale Procedere, wenn man in der Partnerschaft miteinander kommuniziert. Oft kommt es jedoch leider nicht zu einer klaren Aussorache, da sich die betroffenen zu sehr in ihr eigentliches Problem stürzen und sich nicht mehr aus ihrer subjektiv empfundenen „Opferrolle“ heraus bewegen können:
Es kann tatsächlich sein, dass die Alltagsanforderungen mit Kindern oder einem anstrengenderen Job so steigen, dass man sich rundum ausgelastet fühlt, jedoch ist es stets wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, was man durch eine Sexualität erhalten kann und dass diese nicht mit Anstrengung verbunden sein muss. Im Gegenteil: man erhält Bestätigung, dass man begehrt wird, Endorphine (Glückshormone), Oxitocine (Kuschel- und Liebeshormone) und Dopamine (Lusthormone) werden ausgeschüttet und der Spaßfaktor in der Beziehung steigt. Doch wie kann man nun Wege finden, damit man trotz Alltagsstress all diese schönen Facetten genießen kann?
Wege in Bezug auf eine gelebte Sexualität:
Der einfachste Weg, sexuelle Befriedigung ohne Ängste, Zweifel oder Sorgen leben zu können ist vermutlich jener über die Kommunikation. Zu sagen, was man möchte und wann man etwas möchte, aber auch einmal nonverbal Annäherungsversuche zu wagen, wenn der/ die gestresste PartnerIn gerade entspannen kann, ist mit Sicherheit nie verkehrt. Es muss nicht alles zerredet werden, jedoch erscheint es durchaus sinnvoll, etwas anzusprechen, wenn man verunsichert darüber ist, wie der/ die andere über bestimmte Vorlieben denkt.
Ein anderer Tipp ist jener, Gelegenheiten zu nutzen, wenn sie sich bieten: Sexualität muss nicht immer in abgedunkelten Räumen um Schlag 21:00 passieren, wenn die Kinder im Bett sind und schlafen: es gibt auch die Möglichkeit, Gelegenheiten zu nutzen, beispielsweise wenn die Kinder zu Mittag in der Schule oder am Nachmittag etwa beim Sportraining sind. Auch die Wochenenden – ganz egal ob mit oder ohne Kinder – können sich Frau und Mann so gestalten, dass sie ihren gewohnten Alltag verlassen und an die Luft ins Freie gehen, miteinander Dinge erleben, dann steigt automatisch die Lust aufeinander.
Oft können jedoch Paare nicht mehr miteinander reden oder dem Gegenüber mitteilen, was sie bedrückt, da sie schon so oft über ein und dasselbe Thema gesprochen haben. In diesem Fall ist es ratsam, eine dritte, neutrale Person hinzuzuholen und eine Paar- bzw. eine Lebensberatung in Anspruch zu nehmen, in der Themen wie Sexualität ganz offen angesprochen werden können (dies ist mit ein Bereich und Schwerpunkt dieser Form von Beratung).
Wie nun Mann und Frau sexuelle Erfüllung in einer Beziehung erhalten können, wird nun im letzten Abschnitt des Artikels behandelt.
Wie kann es zur sexuellen Erfüllung kommen bzw. was kann dazu beitragen?
Wichtig ist es mit Sicherheit, dass beide Partner sich im Klaren sind, was sie denn individuell unter sexueller Erfüllung verstehen. Sollten die Vorstellungen darüber auseinander gehen, so ist es wichtig, darauf ein zu gehen und möglicherweise auch Kompromisse zu schließen, die erlauben, dass sich beide Partner wohl fühlen. Auch das Ausprobieren diverser sexueller Phantasien ist zentral: teilen Sie Ihrem Partner/ Ihrer Partnerin mit, was ihnen durch den Kopf geht und was Sie sich wünschen. Vielleicht denkt er/ sie ja genau so darüber oder ist zumindest bereit, neues auszuprobieren. Überraschen sie ihn/ sie mit neuen Ideen oder Outfits, oder lockern sie die Atmosphäre mit Musik oder einem guten Getränk auf. Wechseln Sie vor allem auch einmal den Ort und gönnen Sie sich vereinzelt Wochenenden in einem Hotel mit gutem Essen oder mit stimmungsvollem Ambiente. – Oft wissen Paare nicht mehr, wie sich Zweisamkeit anfühlt und diese Auszeiten versetzen jene dann immer wieder einmal in die Stimmung, wie es war, als sie sich kennen lernten und unbeschwert miteinander waren.
Setzen Sie sich vor allem nicht unter Druck, wenn es nicht immer zum Äußersten kommt: es muss ein schöner Abend nicht immer mit Sex im herkömmlichen Sinn enden, es ist auch in Ordnung, wenn man streichelnd und liebevoll aneinander gekuschelt einschläft. Der Druck sollte in jedem Fall aus der Beziehung herausgenommen werden, dass i m m e r etwas ganz Spektakuläres passieren muss. Es ist lediglich reine Definitionssache, was man zu welchem Zeitpunkt unter einer adäquaten sexuellen Beziehung versteht und das kann zu jedem Zeitpunkt, in jeder Phase des Lebens anders sein.
Sollten Sie all jenes versucht und ausprobiert haben und dennoch der Meinung sein, dass sie keinen Schritt damit vorankommen, Ihren „Draht“ zum Partner/ zur Partnerin wieder zu finden oder sollten Sie der Überzeugung sein, dass präventiv einiges an Stress und Streitigkeiten abgefangen werden kann, so suchen Sie eine Paarberatung auf. Sie werden in jedem Fall andere Perspektiven kennen lernen und vielleicht sehen Sie dann ihre Partnerschaft mit anderen Augen…