„Kinder brauchen Grenzen“
Kennen Sie das Gefühl, den Launen und dem Verhalten ihres Kindes machtlos gegenüber zu stehen und hören Sie eine innere Stimme, die Ihnen sagt: „Was mache ich denn bloß falsch? Versage ich als Mutter/ Vater?“ Dieser Artikel behandelt mögliche Facetten kindlichen Verhaltens und Agierens auf elterliche Vorbilder.
Das kindliche Verhalten:
Oft verhalten sich Kinder konform der elterlichen Vorstellungen und Werte und stellen somit die sogenannten „Musterkinder“ dar. Es sind dies die Kinder, die in der Schule nicht auffallen, gute Noten heimbringen, bei groß und klein beliebt sind und die ihre Eltern mit großem Respekt begegnen. Dann gibt es auch die Kinder, die ihren Eltern großes Kopfzerbrechen bereiten, da sie nicht mehr auf sie hören, zurückreden, durch unangebrachtes Verhalten negativen Eindruck hinterlassen oder die sogar tendenzen einer Gewaltbereitschaft MitschülerInnen oder den Eltern gegenüber zeigen. Doch wie kommt es zu so einem problematischen Verhalten? – In der Regel ist es ein langer Prozess, dass sich ein Kind derart ins Negative verändern kann:
Der Grundstein wird neben den angeborenen Charaktereigenschaften durch die Bindungsqualität zu den Eltern, vor allem aber zur Mutter gesetzt. Wenn ein Kind bereits in der Schwangerschaft das Gefühl bekommt, es sei anders oder es sei unerwünscht, so hält es diesen Glaubenssatz im besten Fall so lange aufrecht, bis es von den Eltern etwas Gegenteiliges aufgezeigt bekommt. Verhalten sich die Eltern aber auch nach der Geburt so, als ob ihr Kind ein lästiger Klotz am Bein ist, oder lassen Sie ihr Kind spüren, dass sie mit der Situation völlig überfordert sind, so kann dies beim Kind einen großen Drang nach Aufmerksamkeit und Anerkennung hervorrufen. Selbst, wenn in der Schwangerschaft und nach der Geburt alles so verlaufen ist, wie man sich das immer gewünscht hat und erst später Probleme (Auflösung einer Ehe/ Beziehung der Eltern, Krankheiten in der Familie, die Geburt eines Geschwisterchens, das selbst viel Aufmerksamkeit braucht, Überforderung auf allen Linien, wechselnde Partner der Elternteile, etc.) auftreten, kann es passieren, dass das Kind auf einmal Verhaltensweisen zeigt, die man von ihm gar nicht gewohnt ist und die einen erstmals völlig schockieren.
Was kann man als Elternteil in jedem Fall beachten, um dem Kind eine gute Entwicklung zu ermöglichen? – Es muss schließlich weder sein, dass sich das Kind bei gerade genannten Problematiken negativ entwickelt – es fließen auch immer Persönlichkeitsanteile bzw. Charaktereigenschaften mit ein noch muss es sein, dass es deratrige Probleme gibt. Es gibt viele Eltern, die in die Praxis kommen und mir erzählen, dass die Schwangerschaft optimal verlief und auch die weiteren Jahre subjektiv äußerst harmonisch verliefen und dennoch zeigt das Kind derartig auffällige Verhaltenszüge. Was st da passiert bzw. was kann man – wie gesagt – beachten?
Wichtig für jedes Kind ist das Gefühl, geliebt und angenommen zu sein, integriert und ernst genommen zu werden. Es ist jedoch auch unglaublich wichtig für das Kind, grenzen gesetzt zu bekommen um genau zu wissen, was passiert, wenn negatives Verhalten vorausgeht. Eine konsequente Erziehung ist das Um und Auf um dem Kind Halt und Orientierung zu geben und dennoch zu zeigen, dass man stets Aufmerksamkeit gibt. Weiters ist das Ansprechen von Gedanken, Empfindungen, Befürchtungen oder Ängsten sehr wichtig. Wenn es beispielsweise der Mutter nicht gut geht und sie total genervt ist, wäre es zentral, zu sagen: „Heute geht es mir nicht gut, das hat aber nichts mit dir zu tun und ich bin mir sicher, es ist bald wieder gut“. Ein anderes Beispiel stellt der Umgang mit Wut dar: anstatt vom Hausarrest in drei Tagen zu sprechen, wäre es gut, im Hier und Jetzt zu bleiben und auch die weiteren Schritte für den Moment klar auszusprechen, etwa so: „ich bin jetzt gerade sehr wütend auf dich und dein Verhalten hat mich auch sehr traurig gemacht. ich möchte, dass du j e t z t auf dein Zimmer gehst und darüber nachdenkst und wenn du damit fertig bist, reden wir darüber und besprechen, was du tun kannst, damit du das wieder in Ordnung bringst. Schrittweise und doch baldige Anweisungen sind somit notwendig, um klar seine Gefühle darzulegen und greifbar zu machen.
Kinder verstehen wesentlich mehr, als wir Erwachsene oft denken und es ist für sie wirklich schlimm, wenn sie nicht wissen woran sie sind oder keine Erklärung für negatives, kränkendes Verhalten der Erwachsenen ihnen gegenüber bekommen. Ein unangebrachtes Verhalten auf eine Kränkung zeigt oft sehr klar auf, wie sehr Kinder dann – wie mit einem Hilfeschrei – nach Verständnis und Klarheit suchen und es – wenn es sein muss – auch auf aggressive Art und Weise von ihren Eltern einfordern. Kein Kind wird sich von heute auf morgen seltsam verhalten: es dauert oft Monate oder Jahre lang, bis ein Kind wirklich offensichtlich zeigt, was es fühlt oder nach was es verlangt. Nehmen Sie sich viel Zeit um mit Ihren Kindern zu sprechen, ihnen diverse Dinge in ihrer Sprache zu erklären und um auf die inneren und äußeren Signale ihrer Schützlinge zu hören.
Oft kommen Eltern in die Familienberatung, da sie nicht mehr wissen, was sie tun sollen und selbst kurz vor dem burnout stehen. Innerhalb der Lebensberatung/ Familienberatung wird dann gemeinsam analysiert, was in der Vergangenheit passiert ist bzw. wie man klein anfangen könnte, um großes zu bewirken. In vielen Fällen dauert es seine Zeit, bis die Familie wieder miteinander klar kommt aber in dieser Zeitspanne werden oft viele Dinge bewusst gemacht und aufgearbeitet, die einen ganz anderen Familiensinn schaffen können.