„Ehe- und Familienberatung in Salzburg“
In meinem Artikel „Ehe- und Lebensberatung“ ging es unter anderem um Definitionsbestimmungen und um die Inhalte von „Ehe- sowie Lebensberatung“. In diesem Artikel wird zunächst auf den Begriff der „Familienberatung“ eingegangen (die Bedeutung und Definition von „Eheberatung“ wurde bereits in dem bereits erwähnten, vorigen Beitrag thematisiert). In weiterer Folge wird heraus gearbeitet, welche potentiellen Gründe es für die Inanspruchnahme einer „Ehe“- und/ oder einer „Familienberatung“ gibt. Schließlich wird noch darauf Bezug genommen, welchen Nutzen eine „Ehe“- und/ oder eine „Familienberatung“ für die KlientInnen haben kann.
Familienberatung:
„Familienberatung“ ist wie „Eheberatung“ auch ein Teilbereich der Lebens- und Sozialberatung. Eine „Familienberatung“ nehmen (Ehe)Paare in Anspruch, die mit ihrem Kind/ ihren Kindern Schwierigkeiten diverser Art erleben bzw. mit dem Verhalten des Kindes/ der Kinder überfordert sind. Diese Schwierigkeiten und Überforderungen können darin bestehen, dass die Kinder auffälliges Verhalten in Form von aggressiven, überaktiven, unsozialen Handlungsmustern oder auch in Form von unsicherem und entwicklungsverzögertem Agieren zeigen. Wenn das Kind/ die Kinder innerhalb der Familie oder außerhalb „inadäquates“ – das bedeutet, nicht ihrer Entwicklung bzw. nicht der Norm entsprechenden – Verhalten aufzeigt, so muss man sehr genau hinsehen, welche Ereignisse innerhalb der Familie(ngenerationen) vorangegangen sind, welchen Raum die Familie bietet, um positive Eigenschaften entwickeln und entfalten zu können und ob es eventuell traumatische Erlebnisse im Leben des Kindes oder der Familie im Gesamten gegeben hat. Wichtig ist es außerdem, jedes Kind und jede Familie individuell zu betrachten, denn es gibt kein allgemeines Rezept, wie man am besten Familienkonflikte löst.
Es bedarf einem ganzheitlichen Betrachtungswinkel, von dem aus die Beraterin oder der Berater jedes einzelne Familienmitglied und zugleich auch die ganze Familie selbst im Auge behalten kann. Jedes Individuum ist anders und dementsprechend soll die Familienberatung einen Rahmen dazu bieten, zu erkennen, dass jeder Mensch andere Bedürfnisse hat, auch wenn er/sie in einer Familie lebt, wo ähnliche Charaktere leben oder wo möglicherweise ähnliche Regeln für alle Familienmitglieder gelten. Diese Bedürfnisse gilt es herauszufiltern und auf einen „gemeinsamen Nenner“ zu bringen, so dass jedes Familienmitglied sich auch dementsprechend wohl fühlen kann.
Es geht oft mit der Familienberatung eine Eheberatung einher, da die (Ehe)Paare mitunter aus ihrer innerpartnerschaftlichen Beziehung heraus Ärger, Frust oder inkonsequentes Verhalten mitbringen, dass das Kind verunsichert ist und beginnt, sich „inadäquat“ zu verhalten. In diesem Fall gilt es, parallel zur Familienberatung insgesamt auch das Beziehungsgefüge der Eltern zu stabilisieren. Mutter und Vater dienen dem Kind/ den Kindern als Vorbild und „Leitfigur“ und wenn schon auf dieser Ebene Unsicherheiten und Unstimmigkeiten vorherrschen, so verwundert es vermutlich nicht, wenn die Kinder versuchen, Grenzen auszutesten oder vielleicht sogar wirklich unter dem Verhalten ihrer Eltern leiden. Der wohl größte „Fehler“, den man als Eltern in so einer Situation machen könnte, wäre es, das Kind für das Verhalten zu bestrafen, das es selbst von ihnen vorgelebt bekommt und welches das Kind versucht, zu reflektieren und einzuordnen. Familienberatung kann dabei unterstützen, Strukturen und Muster zu erkennen und die Folgen jener zu analysieren.
Es kann auch sein, dass die Ehe bzw. die Beziehung sehr stabil ist und das Kind aufgrund eines falschen Freundeskreises (dies ist öfters bei Jugendlichen der Fall), aufgrund von vorangegangenen Erlebnissen oder Traumata, etc. anders reagiert, als die Eltern sich das wünschen würden und es deshalb zu Schwierigkeiten in der Familie kommt. Oft erlebt das Kind schon in der Schwangerschaft oder in der frühen Kindheit etwas, das es als sehr negativ empfindet und ihm große Angst macht. In diesem Fall sind weniger die Eltern für ein nicht adäquates Verhalten des Kindes verantwortlich, sondern es gab Umstände in der Entwicklung des Kindes, welche jenes verunsichert haben und welche noch nachwirken können.
Es zeigt sich somit, dass die Begriffe „Ehe“- „Paar“- und Familienberatung miteinander sehr verbunden sind. Die „Familienberatung“ ist – wie der Name schon sagt – ein Setting, bei dem die ganze Familie anwesend ist und auch mit der ganzen Familie gearbeitet wird. Es gilt – wie bei der „Eheberatung“ auch – dass bei Bedarf Einzelgespräche vorgenommen werden können. Diese Einzelsettings sind jedoch nur dann anzuraten, wenn die Ergebnisse des Einzelgespräches der gesamten Familie weiter geleitet werden und dieses Thema auch unmittelbar mit der Familienentwicklung zu tun hat. Im Mittelpunkt einer Familienberatung steht stets eine gemeinsame Zielerreichung, die mit Hilfe der Nutzung gemeinsamer Ressourcen innerhalb der Familie forciert werden kann.
Was nun mögliche Gründe für die Inanspruchnahme einer Familienberatung sein können, wird im folgenden Abschnitt beschrieben:
Gründe für die Inanspruchnahme einer Ehe- und/ oder Familienberatung:
In der Regel kommen Paare oder Familien in die Beratung, deren Lebensbedingungen sich verändert haben: Es geht dabei sehr stark um eine Veränderung der Rolle: eine Lebenspartnerin wird beispielsweise plötzlich zur Ehefrau und ein Ehemann merkt, wie nach und nach die Energie und Aufmerksamkeit seiner Frau immer mehr dem gemeinsamen Kind/ern gilt. Es verlagern sich Prioritäten und Interessen: ob in materieller, sozialer, wie auch sexueller Hinsicht.
Die häufigsten Gründe, weshalb – meiner Erfahrung nach – Paare und Familien eine „Ehe- bzw. einer Familienberatung“ aufsuchen sind jene in der folgenden Übersicht:
Eheberatung:
• Unterschiedliche Kommunikationsstile bzw. Prioritäten innerhalb der Kommunikation
• Fehlende Achtsamkeit und verringerter Respekt füreinander
• Differenzen innerhalb der Vorstellung über die Sexualität bzw. über deren Auslebung
• Rollenverschiebungen (siehe oben)
• Unstimmigkeiten hinsichtlich finanzieller Ausgaben
• Aufrechterhaltung der Attraktivität und der Qualität der Beziehung
• Fremdgehen bzw. das Hegen von Gefühlen für eine andere Person
• etc…..
Familienberatung:
• Anspruch, alle Bedürfnisse unter „einen Hut zu bringen“.
• Verhaltensauffälligkeiten seitens des Kindes/ der Kinder
• Aufgaben- und Rollenverteilung
• Problematik innerhalb der Erziehung
• Das Aufzeigen von Grenzen für das Kind/ die Kinder ist nicht ausreichend gegeben
• Fehlende Zeit für Vater und Mutter, aber auch für das (Ehe)Paar an sich
• Sexuelle Unzufriedenheit zwischen den Paaren (durch Müdigkeit, Unlust, etc.)
• Thema Schule: Probleme des Kindes in der Schule
• Geschwisterstreitigkeiten
• etc…..
Was ist nun der Nutzen, der für die Betroffenen aus einer „Ehe- und/oder aus einer Familienberatung“ gezogen werden kann:
Nutzen einer „Ehe- und/oder einer Familienberatung“:
– Aufzeigen von Kommunikations- und Verhaltensmuster der beteiligten Personen
– Ansprechen wichtiger Themen, Unterstützung beim Finden von Lösungsstrategien
– Überprüfung des Vorhandenseins einer gemeinsamen Zielvorstellung
– Unterstützung bei der Ermittlung interer Ressourcen, welche der Problemlösung dienen
– Klarheit gewinnen über die einzelnen Bedürfnisse und Interessen
– Aufzeigen des Umgangs miteinander (Selbstbild vs. Fremdbild/ subjektiv- vs. objektiv)
– Klärung der Probleme und deren ursächlichen Auslöser
– Analyse der vorhandenen Glaubenssätze oder Muster hinter einem Konflikt?
– Auseinandersetzung mit möglichen „Täter“- „Opfer“-Rollen in der Ehe/ in der Familie?
– Gegebenenfalls: Effektive und produktive Umgestaltung von Aufgabenverteilungen
– Mehr Lebensqualität und Freude für die Partnerschaft/ die Familie
Das Feld der Lebensberatung, bzw. der „Ehe“- und „Familienberatung“ ist derart breit gefächert, dass wahrscheinlich für viele Menschen einige der erwähnten Punkte zutreffen werden. Die Frage ist jedoch weniger: wie viele dieser Punkte treffen zu, sondern, „wie kann ich mit ihnen leben“ bzw. „wie sehr beeinflussen sie mich negativ“? „Wie geht es mir mit den Dingen, die mir das Leben nicht unbedingt vereinfachen und in welchen Maße möchte ich jene Probleme in meinem Leben weiter verankert haben“? Der springende Punkt ist meiner Meinung nach, dass Sie selbst es in der Hand haben, ob Sie Täter oder Opfer sind oder ob Sie vielleicht jemand sein möchten, der keines von beiden ist, der sich vielmehr dem widmet, was ihm/ ihr gut tut, ohne andere zu verletzten. Systemisch betrachtet ist es sehr relevant zu erwähnen, dass sich die Befindlichkeit einer einzigen Person auf alle anderen beteiligten Personen auswirkt und dass der Partner/ die Partnerin oder auch das Kind in Wirklichkeit nicht langfristig etwas davon hat, wenn ihm/ ihr die ganze Energie und die ganze Aufmerksamkeit gilt, wenn der „Geber“ oder der „Sender“ hingegen daran zerbricht. Es geht vielmehr darum, Ressourcen so zu verteilen, dass sie für alle Personen passen. Es ist ein Prozess, der ins Rollen kommen muss: Manche Paare und Familien meistern ihre Aufgabe sehr gut, manche sind überfordert und erkennen die Wichtigkeit, einzugreifen und manche wiederum wollen sich ein Scheitern an einem intakten partnerschaftlichen oder familiären Leben nicht zugestehen und haben auch Angst vor einer Veränderung.
So wie wir Menschen in unserer Persönlichkeit unterschiedlich sind, so sind es auch unsere Handlungsweisen. Wie sehr ein Paar oder eine Familie bereits „in der Klemme steckt“ das kristallisiert sich im Zuge einer Beratung heraus, wichtig ist jedoch, dass erkannt wird, dass ein Handlungsbedarf besteht, wenn kein normaler Kommunikationszugang mehr zum Partner/ zu Partnerin oder zum Kind gefunden werden kann, oder wenn sich Gefühle wie „Wut“ oder gar „Resignation“ vordergründig breit machen. Wenn die negativen Eindrücke und Empfindungen gegenüber den positiven überwiegen, dann würde ich eine „Ehe- bzw. eine Familienberatung“ besonders nahe legen. Abschließend möchte ich jedoch noch einmal auf die Möglichkeit verweisen, dass es auch durchaus Sinn macht, bereits präventiv eine neutrale Person – den Berater/ die Beraterin – aufzusuchen, damit nicht noch mehr Probleme und Konflikte entstehen. Es sind somit auch viel weniger Beratungen notwendig und es können viel eher wirklich ernsthafte Kränkungen vermieden werden, die leider im Zuge einer Beziehung oder innerhalb der Familie keine Seltenheit sind.