„Die Bedeutung der Paarberatung – Hilfe von außen“
Dieser Artikel zeigt auf, weshalb das Gespräch mit einer neutralen Person immer wichtiger wird, wenn Partner beginnen, den Draht zueinander zu verlieren. Es wird beschrieben, wie Probleme in Beziehungen entstehen und wie sie mit Hilfe einer anderen Person auch wieder gelöst – zumindest aber reduziert werden können.
Wie können Probleme in der Partnerschaft entstehen?
Die Schmetterlinge im Bauch, die am Anfang einer Beziehung bewirken, dass wir die sprichwörtliche rosarote Brille tragen, sind etwas sehr Schönes und Praktisches: wir sehen den Partner/ die Partnerin so, wie wir ihn/ sie gerne hätten und finden jegliches Verhalten der großen Liebe einfach nur zuckersüß: ganz egal, ob das Schnarchen des Herzblattes den Partner oder die Partnerin die ganze Nacht vom wohlverdienten Schlaf abhält oder ob das andauernde Zu-Spät-Kommen den ganzen Tagesablauf des/der jeweils anderen durcheinanderbringt. Es ist einfach alles nur schön.
Der Alltag sieht dann jedoch etwas anders aus und schnell merken beide Beteiligten, dass viele Kompromisse gemacht werden müssen, um die Beziehung aufrecht zu erhalten. Zu dieser Kompromissbereitschaft zählt vor allem die Motivation, sich die Zeit zu nehmen, über seine Gefühle, über Ängste, über Wünsche oder Ziele zu sprechen. Es zeigt sich auch schnell, dass jede/r viele, vor allem aber andere Erwartungen an das Gegenüber hat und jene nicht immer befriedigt werden. In vielen Fällen macht sich darauf hin bei den Paaren Frust, Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit breit.
Vorgefertigte Rollenbilder, Erfahrungen aus der Vergangenheit, Glaubenssätze wie „ich bin nichts wert“ oder „ich muss entsprechen“ verstärken sich sehr oft in einer Partnerschaft und der Partner/ die Partnerin spiegelt seinem Gegenüber die Anteile, die man selbst an sich sehr schätzt, oder die man in vielfacher Weise auch verachtet. Die wenigsten Menschen sehen dieses Spiegeln als Lernprozess an und hinterfragen, was einem der Partner/ die Partnerin auf Grund von Worten, Gesten oder seinem/ ihrem Verhalten sagen möchte, sondern schlucken die erlebte Enttäuschung erst einmal hinunter und laden sie anschließend bei der nächst besten, passenden oder unpassenden Gelegenheit in geballter, teils übertriebener Form beim Partner/ bei der Partnerin ab. Kommunikationsschwierigkeiten entstehen sehr häufig durch das „Nicht-Äußern“ von Gefühlen beider Partner aber zumindest einer Person.
Erwartungshaltungen („wenn e r mir heute keine Blumen mitbringt, dann kann er mich doch gar nicht lieb haben“, oder „ich mache das immer so, wieso kann s i e das nicht auch so machen?“ oder“ wenn d u mir Vorwürfe machst, dann kann ich dir auch auf der Stelle sagen, was mich an dir stört“, etc.) erschweren auch das Ausleben der Kompetenz, sich in andere einzufühlen und eine Person zu respektieren, im Sinne dessen, dass sie sich nicht so verhalten muss, wie man es selbst vermuten würde.
Leider bewirken der hektische Alltag und die Verpflichtungen, die an uns herangetragen werden noch mehr, dass die Partnerschaft in ihrer Qualität auf die Probe gestellt wird. Paarberatungen entstehen – wie Familienberatungen auch – aus dem Grund, da jede/r einzelne Beteiligte seinen vielen Rollenerwartungen nicht gerecht werden kann: diese wären z.B. liebevolle, verständnisvolle Mutter, brave, umsichtige Ehefrau, oder das Partygirl zu sein, das man immer und überall präsentieren möchte, oder der Kumpel von nebenan zu sein, mit dem es sich gut Pferdestehlen lässt, oder den großzügigen Mann zu mimen, welcher der ganzen Familie im Hand um Drehen ein Haus und Designerkleidung zur Verfügung stellen kann. Durch die Medien bekommen wir leider oft lange Zähne, da uns vermittelt wird, dass es immer und immer mehr gibt, nach dem wir streben können und dass beide Geschlechter diverse Rollen zu leben haben. Dass wir dabei jedoch die Zeit für uns selbst und unseren persönlichen Lernprozess sowie die ursprünglich gesundheitsfördernden, schönen Momente einer Partnerschaft vernachlässigen, wenn wir immer nur diversen Idealen nacheifern, das wird uns leider nicht vermittelt. All das sind nur Auszüge der Problematik, mit denen ein Paar oder eine Familie zu kämpfen hat.
Wie kann man nun aus einem Problemkreis aussteigen, wie schafft man wieder Nähe und Verständnis füreinander und wie kann man ein Stückchen dieser rosaroten Brille wieder an die Oberfläche holen?
Wie lassen sich Probleme in der Partnerschaft lösen?
Natürlich kommt es darauf an, um welche Probleme es sich handelt und es lässt sich auch kein Grundrezept erstellen, wie man ganz allgemein Konflikte und Probleme lösen kann. Es gibt jedoch schon Faustregeln und gewisse Tipps, wie sich eine Partnerschaft optimieren lässt:
Ganz wichtig ist es, sich vom Erwartungsbild über den/ die jeweils andere/n zu distanzieren und in die Selbstverantwortung zu gehen. Anstatt zu sagen: „du musst mir mehr Zeit schenken“, ist es hilfreich, etwas für sich zu tun und etwa zum Sport zu gehen, oder sich mit FreundInnen zu treffen – alles in dem Urvertrauen, dass der Partner/ die Partnerin erkennt, wenn man Spaß hat und mit sich im Reinen ist. Umso anziehender und schöner findet er/ sie es nämlich dann, die Zeit mit jemandem zu verbringen, der sich selbst treu ist. Ebenfalls wichtig ist es in der Partnerschaft, das Thema der Wertschätzung zu forcieren. Kurze Sätze wie: „ich habe mich so gefreut, dass du dich gemeldet hast“ oder „ich sehe, du gibst dir so viel Mühe, kein Problem, dass du den Staubfussel übersehen hast“ beleben die Beziehung und motivieren das Gegenüber, mehr Kraft und Aufwand in etwas zu stecken, das vom anderen mehr oder weniger erwartet wird. Wenn Kritik vorgebracht werden sollte, dann empfiehlt es sich, am Schluss des Gespräches, etwas zu sagen, das der Partner/ die Partnerin dennoch sehr gut macht und das man lobenswert findet. Damit verhindert man, dass stets nur das Negative bei seinem gegenüber im Kopf bleibt und sich der Glaubenssatz: „alles was ich mache, ist falsch“ manifestiert.
Reden Sie mit Freunden oder mit einer neutralen Person (LebensberaterIn, MediatorIn, etc.) über Ihre Probleme und versuchen Sie möglichst früh, damit anzufangen. Es ist keine Schande, sich Hilfe von außen zu holen, ganz im Gegenteil: wenn oft zu lange mit einer Unterstützung gewartet wird oder jene gar nicht in Erwägung gezogen wird, enden Beziehungen in vielen Fällen sehr „unschön“ und die Paare beginnen auch, sprachlich ausfallend zu werden da so viele Kränkungen im Spiel sind. Wenn rechtzeitig begonnen wird, Muster und Verhaltensweisen zu analysieren und gemeinsam zu erarbeiten, so kann – unabhängig davon, ob ein Paar vor hat, für immer zusammen zu bleiben oder einfach eine gute Basis schaffen möchte, um sich im Anschluss zu trennen- eine viel wertschätzendere und harmonischere Beziehung seitens des Paares entstehen und aufgebaut werden.
Unterstützung ist nie etwas Schlechtes, es ist ein Arbeiten an sich selbst und am Gegenüber, ein Sich-Zeit-Schenken und hier setzt man als Paar und als Einzelperson ein erstes Zeichen der Wertschätzung, den jeweils anderen auch verstehen zu wollen.