„Das innere Kind- ein wichtiges Thema innerhalb der Lebensberatung und der Paar- bzw. Eheberatung“
Wer schaut wirklich auf sich und seine Bedürfnisse? Wer hat die Gabe, die Wünsche und Erwartungen anderer Menschen zu erfüllen und schafft es, sich selbst dabei nicht zu vergessen? In diesem Artikel geht es darum, zu informieren, wie wichtig es ist, „nein-sagen“ zu können und den Spaß und die Lebensfreude nicht zu vergessen, die den Alltag täglich erträglicher machen. Darüber hinaus wird die Wichtigkeit, auf sich selbst zu achten, begründet.
Das innere Kind – was ist das?
Viele Menschen sind so dermaßen damit beschäftigt, sich mit den Bedürfnissen anderer zu beschäftigen, dass sie selbst immer mehr beginnen, von sich selbst und seinen inneren Sehnsüchten Abstand zu nehmen. Der Vernunftgedanke, das „ich muss“ hinter dem Vorhaben, für andere da zu sein, ist der „erwachsene Anteil“, den wir in uns tragen. Im „Hier und Jetzt“ zu leben und beispielsweise zu sagen: „Ich helfe, wo ich kann, aber ich bin gerade müde, ich muss auf mich schauen, um noch längerfristig Energie zu haben“ ist das „innere Kind“. Kinder besitzen die Fähigkeit, zu tun, was ihnen gut tut und was sie brauchen. Sie haben quasi einen inneren Radar eingebaut, der ihnen mitteilt, wie und woraus sie die meiste Energie schöpfen können und sie sagen auch, was sie sich denken.
Kinder würden sagen, wenn es ihnen beispielsweise in einem Raum zu kalt wird oder wenn sie Hunger haben. Wir Erwachsene haben verlernt, zu artikulieren, was wir brauchen – einerseits aus unserer Erziehung und unserem Wertsystem heraus mit dem Gedanken im Hinterkopf: „das tut man nicht“ und andererseits aus der Überlegung heraus, dass man anderenfalls Probleme mit seinen Mitmenschen haben könnte. Die Beispiele des Kältegefühls oder des Hungers sind sehr banal aber sie veranschaulichen hoffentlich, dass wir bereits Kleinigkeiten nicht ansprechen können. Aber auch mit uns selbst sind wir streng – sogar noch strenger als mit anderen, v.a., wenn es um Leistung geht: ganz gleich, ob wir unsere mit hundert täglichen „to do“- Punkten ausgestattete Liste nicht erfüllen können oder uns keine Stunde Freizeit gönnen wollen, um in Ruhe ein Buch zu lesen… es geht immer nur darum, seinen eigenen Vorstellungen und Erwartungen zu entsprechen und das kann auf die Dauer enorm ausbrennen.
Der Anteil des inneren Kindes würde fragen: „muss ich das nun wirklich machen und wenn ja…kann ich es nicht in einer Stunde auch erledigen?“.
Wenn man Kindern zusieht, dann kann man sehr schnell erkennen, dass sie ihr Glück und ihre Lebensfreude nach außen tragen: sie pfeifen und singen, hüpfen durch die Gegend oder lachen laut vor sich hin (außer ein Kind hatte eine besonders schwere Kindheit und ist traumatisiert von den sich zugetragenen Ereignissen). Sie sind dankbar für alles, was ihnen der Tag schenkt und zerbrechen sich nicht den Kopf darüber, was sie alles nicht erledigt haben oder wer schon wieder etwas über sie denken könnte. Sie können das „Jetzt“ einfach nur genießen und sind manchmal vielleicht lediglich ungeduldig, weil etwas auf das sie sich freuen, viel zu lange auf sich warten lässt.
Was hat das „Kind-sein“ nun mit dem Erwachsenen zu tun und welche Bedeutung hat dieser Gedanke für die Lebensberatung oder für eine Paarberatung bzw. für eine Eheberatung?
Die Bedeutung für eine Lebensberatung bzw. für eine Paarberatung/ Eheberatung?
Vielfach kommen KlientInnen in eine Beratung und teilen der beratenden Person mit, dass sie auf allen Linien Problemen haben und dass sie kaum mehr Energie hätten, mit ihrem Alltag zurecht zu kommen. Gerade auch in Paarberatungen bzw. Eheberatungen ist auffällig, dass oft Empfindungen wie Aggressionen oder Hass viel Platz einnehmen und die Betroffenen nicht recht wissen, woher diese Empfindungen auf einmal kommen. Wenn man als BeraterIn näher nachfragt, stellt sich bald heraus, dass einerseits viel innerhalb der gemeinsamen Zeit passiert ist und meist Kränkungen und Verletzungen eine große Rolle spielten, dass jedoch auch ein Phänomen sehr häufig auftritt: Die Partnerinnen beginnen, ihr Gegenüber zu kritisieren, möglicherweise auch zu beschimpfen, da sich so viel Selbsthass und Unverständnis gegen das eigene Verhalten gebildet hat, dass jene nicht mehr wissen, wohin mit den ganzen Gefühlen.
Was bei diesem Prozess passiert, wird als „spiegeln“ bezeichnet. Der/ die wütende Partnerin drückt im Dialog mit seinem Gegenüber lediglich aus: „Sieh mich an, ich kann nicht mehr und bin am Ende meiner Kräfte. Ich bin enttäuscht, wütend und kraftlos, weil ich nicht schaffe, was ich eigentlich schaffen möchte“. Der jeweils andere Partner/ die jeweils andere Partnerin wird dementsprechend reagieren, meist nicht gemäß den Erwartungen der anklagenden Person. Unterstrichen werden diese Gedanken oft dadurch, dass der anklagende Part ganz strenge Gesichtszüge bekommt und es kaum mehr schafft, zu lächeln oder sich über etwas zu freuen. Ganz egal, was das Gegenüber unternimmt, es wird nichts mehr gut genug sein und es wird nichts mehr passen. Was hier fehlt, wird als „Selbstliebe“ bezeichnet. Wenn Sie beginnen, sich selbst zu lieben, dann strahlen sie das auch aus und ihr Partner/ ihre Partnerin wird sich mit verändern. Es wird ihr Umfeld beginnen, gerne etwas für Sie zu tun und Sie werden möglicherweise mehr Zeit aber v.a. viel mehr Kraft für sich selbst bekommen. Denken Sie stets an die Frage: „Wie wollen Sie für andere da sein, wenn Sie selbst die Kraft nicht für Ihr eigenes Leben aufbringen können? denn Sie könnte Sie nachdenklich stimmen. Wie wollen Sie etwa Ihren Kindern als Vorbild vorangehen, wenn Sie nicht mehr Lächeln können.
Auch innerhalb Familienberatungen ist meist fest zu stellen, dass bereits das ganze System leidet, wenn nur eine Person von Kummer und Leid betroffen ist. Kinder beginnen oft, eine andere Rolle einzunehmen (die des Partners/ der Partnerin, etc.) als die eigentlich anzustrebende – nämlich jede des „Kind-Sein-Dürfens“. Es geht dann in Folge darum, sowohl mit allen Familienmitgliedern, als auch mit der einzelnen frustrierten Person zu sprechen und zu analysieren, weshalb sich das Leben für jene so ins Negative verschoben hat und welche Ressourcen es braucht, um wieder eine Balance her stellen zu können.
Es ist wichtig, seinem „inneres Kind“ nachzugehen – seinen Wünschen, Sehnsüchten und Träumen da dieser Prozess uns die entsprechende Freude, Ausgeglichenheit und unsere innere Stärke wieder bringen kann. Auch Erfolge im Leben zeichnen sich viel eher ab, wenn man ausstrahlt, dass man sich in seinem Körper wohl fühlt. Die Menschen werden viel eher auf einen zukommen und sich mit einem umgeben wollen, wenn man signalisiert: „ich bin mit mir im Reinen“. Kinder sind somit eigentlich das Wichtigste, was wir haben, um lernen zu dürfen. Man denkt als Erwachsener oft, dass man nur „jemand ist“, wenn man auch genug Bücher gelesen oder sich weiter gebildet hat. Was ist jedoch mit den Erfahrungswerten und mit der Fähigkeit, gelassen und spontan auf etwas reagieren zu können, unvoreingenommen Entscheidungen treffen zu können….
Das „innere Kind“- quasi die Intuition und die Kreativität in sich zu tragen, ist wohl das, was uns mindestens ebenso interessant erscheinen lässt, wie unser Wissen und was uns darüber hinaus hilft, uns selbst ernst zu nehmen und zu lieben.